Donnerstag, 28. März 2019

Rechte Achtsamkeit

Rechte Achtsamkeit ist ebenfalls ein Teil des Achtfachen Weges, der zur Gruppe der meditativen Sammlung gezählt wird. In Digha Nikaya 22 sagt der Erwachte darüber:
"Was, ist rechte Achtsamkeit? Da weilt jemand beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, klarbewusst, achtsam, nachdem er Zuneigung und Abneigung hinsichtlich der Welt hinter sich gelassen hat. Da weilt jemand bei den Gefühlsstimmungen in Betrachtung der Gefühlsstimmungen, eifrig, klarbewusst, achtsam, nachdem er Zuneigung und Abneigung hinsichtlich der Welt hinter sich gelassen hat. Da weilt der Mönch bei der Gemütsverfassung in Betrachtung der Gemütsverfassung, eifrig, klarbewusst, achtsam, nachdem er Zuneigung und Abneigung hinsichtlich der Welt hinter sich gelassen hat. Da weilt jemand bei den Geistesobjekten in Betrachtung der Geistesobjekte, eifrig, klarbewusst, achtsam, nachdem er Zuneigung und Abneigung hinsichtlich der Welt hinter sich gelassen hat."
Die hier angeführten vier Betrachtungen sind als die 'vier Eckpfeiler der Achtsamkeit' (satipatthana) bekannt und stellen das eigentliche in Digha Nikaya 22 ausführlich besprochene Thema der Meditation dar.

Eine häufig übersehene Vorbedingung, die der Erwachte hier nennt, verbirgt sich in der Formulierung 'nachdem er Zuneigung und Abneigung hinsichtlich der Welt hinter sich gelassen hat'. Sie bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt während der Meditation die sog. fünf Hemmnisse außer Kraft gesetzt sind. Erst wenn diese Vorbedingung erfüllt ist, kann man im eigentlichen Sinne von satipatthana sprechen.

Siehe auch:
Der Achtfache Weg

Sonntag, 10. Februar 2019

Rechte Anstrengung

Der sechste Teil des Achtfachen Weges, Rechte Anstrengung, ist der erste, der zur Gruppe 'meditative Sammlung' gezählt wird. Der Erwachte sagt darüber in Digha Nikaya 22:
"Was ist rechte Anstrengung? Da fasst jemand den Willen, üble, unheilsame Dinge, die noch nicht aufgestiegen sind, nicht aufsteigen zu lassen, strengt sich dafür an, bemüht sich darum, richtet das Gemüt darauf, strebt danach. Er fasst den Willen, üble, unheilsame Dinge, die bereits aufgestiegen sind, zu vertreiben, strengt sich dafür an, bemüht sich darum, richtet das Gemüt darauf, strebt danach. Er fasst den Willen, heilsame Dinge, die noch nicht aufgestiegen sind, aufsteigen zu lassen, strengt sich dafür an, bemüht sich darum, richtet das Gemüt darauf, strebt danach. Er fasst den Willen, heilsame Dinge, die bereits aufgestiegen sind, zu festigen, unverlierbar zu machen, zu mehren, wachsen zu lassen, bis zur Vollkommenheit zu entwickeln, strengt sich dafür an, bemüht sich darum, richtet das Gemüt darauf, strebt danach. Das wird rechte Anstrengung genannt."
Diese Passage lässt erkennen, dass es sich bei der Meditation nicht einfach um ein passives Treibenlassen ohne Ziel und Zweck handelt, sondern dass es sehr wohl darum geht, bestimmte Geisteszustände anzustreben und bestimmte andere hinter sich zu lassen. Allerdings wird man sehr bald feststellen, dass man mit der reinen Willensanstrengung nicht sehr weit kommt, weil sie den Geist eher aufwühlt als beruhigt. Es bedarf geeigneter Mittel, um das angestrebte Ziel zu erreichen, und welche 'funktionieren' ist eine Sache, die sich nur in der Praxis der Meditation selbst erfahren lässt.

Es darf auch nicht verkannt werden, dass dieses Leitbild der rechten Anstrengung nicht nur auf die (formale) Meditation Anwendung findet, sondern im Grunde genommen auf jede Situation in unserem Leben.

Siehe auch:
Der Achtfache Weg

Sonntag, 3. Februar 2019

Rechter Lebensunterhalt

Der Erwachte sagt hier summarisch einfach (Digha Nikaya 22):

"Was ist rechter Lebensunterhalt? Der Nachfolger gibt den falschen Lebensunterhalt auf, durch rechten Lebensunterhalt führt er sein Leben."
Was als 'falscher Lebensunterhalt' anzusehen ist unterscheidet sich zwischen Mönch und Laienanhänger bedeutend. Für Mönche gelten aufgrund ihrer Stellung viel mehr und auch andere Regeln als für die Laienanhänger. Man findet sie z.B. in Digha Nikaya 2. Für Laienanhänger identifiziert der Erwachte in Anguttara Nikaya 5,177 fünf Felder die zu vermeiden sind:
"Fünf Arten des Handels sollte der Laienanhänger nicht ausüben. Welche fünf?
  • Handel mit Waffen, 
  • Handel mit Lebewesen, 
  • Handel mit Fleisch, 
  • Handel mit Rauschmitteln und 
  • Handel mit Giften."
Hierbei sind auch Berufe eingeschlossen, die mittelbar den genannten Berufsfeldern zuarbeiten, wie z.B. die Aufzucht von Tieren zum Zwecke des Schlachtens, auch wenn man selbst nicht direkt mit Fleisch handeln würde.

Donnerstag, 31. Januar 2019

Rechtes Handeln

Rechtes Handeln ist ein weiterer Teil des Der Achtfachen Weges, der unter 'Tugend' (taugliches Verhalten) zusammengefasst wird.

In Digha Nikaya 22 gibt der Erwachte eine kurzen Überblick:

"Was ist rechtes Handeln? Das Töten von Lebewesen vermeiden, Nichtgegebenes zu nehmen vermeiden, sexuelles Fehlverhalten vermeiden."

In Anguttara Nikaya 10, 176 führt er näher aus, was das unrechte Verhalten ist, das es zu lassen gilt:
(1) Da bringt einer Lebendes um, ist grausam, befleckt seine Hände mit Blut, begeht Mord und Totschlag, ist ohne Mitgefühl für irgendwelche Lebewesen.
(2) Nichtgegebenes nimmt er; was ein anderer im Dorfe oder Walde an Hab und Gut besitzt, dieses ihm nicht Gegebene eignet er sich in diebischer Absicht an.
(3) Er führt einen unrechten Wandel in sexueller Hinsicht; er vergeht sich gegen Mädchen, die unter der Obhut von Vater, Mutter, Bruder, Schwester oder Verwandten stehen, gegen Mädchen, die unter dem Schutze der Religionsgemeinschaft stehen, die einem Gatten versprochen wurden, die öffentlich Anverlobten, bis zu den durch Überwurf eines Blumenkranzes Anverlobten.
Von diesen bedürfen Punkt (1) und (2) keiner näheren Erläuterung. Punkt (3) ist abhängig von den damaligen Sitten und Gebräuchen formuliert. Seiner Absicht nach bezweckt dieser Punkt aber offensichtlich, sich nicht sexuell mit Partnern einzulassen, die aus irgendwelchen Gründen schutzbedürftig oder mit einem anderen Partner liiert sind, und ist in dieser Form auch auf die heutigen Verhältnisse übertragbar..

Siehe auch:
Der Achtfache Weg

Dienstag, 29. Januar 2019

Rechte Rede

Rechte Rede ist der erste der drei Teile des Achtfachen Weges, die unter dem Begriff 'Tugend' (taugliches Verhalten) zusammengefasst werden. In Digha Nikaya 22 gibt der Erwachte einen summarischen Überblick:
"Was ist rechte Rede? Lüge vermeiden, Hintertragen vermeiden, Beleidigungen vermeiden, sinnloses Geschwätz vermeiden."
In Anguttara Nikaya 10, 176 führt er näher aus, was es zu vermeiden gilt:
"(1) Da ist einer ein Lügner. Befindet er sich in einer Gemeinde- oder sonstigen Versammlung, unter Verwandten, in der Gilde, oder vor Gericht und wird als Zeuge befragt: 'Komm, lieber Mann, sage aus, was du weißt!', so sagt er, obwohl er nichts weiß: 'Ich weiß es', oder er sagt, obwohl er es weiß:  'Ich weiß es nicht'. Obwohl er nichts gesehen hat, sagt er 'Ich habe es gesehen', oder er sagt, obwohl er etwas gesehen hat: 'Ich habe es nicht gesehen'. So spricht er um seinetwillen oder um eines anderen willen oder um irgendeines sonstigen Vorteils willen eine bewußte Lüge.
(2) Er ist ein Zwischenträger: was er hier gehört hat, erzählt er dort wieder, um jene zu entzweien; und was er dort gehört hat, erzählt er hier wieder, um diese zu entzweien. So entzweit er die Einträchtigen, hetzt die Entzweiten auf, findet Freude, Lust und Gefallen an Zwietracht, und Zwietracht fördernde Worte spricht er.
(3) Er bedient sich roher Worte; Worte, die scharf sind, hart und verletzend, die von Verwünschungen und Gehässigkeiten erfüllt sind und nicht zur Sammlung des Geistes beitragen: solcher Worte bedient er sich.
(4) Er ist ein Schwätzer, redet zur Unzeit, unsachlich, zwecklos, nicht förderlich in Bezug auf Lehre und Übung; er führt Reden, die wertlos sind, unangebracht, ungebildet, unangemessen und sinnlos."
Siehe auch:
Der Achtfache Weg

Rechte Absicht

Über die Rechte Absicht sagt der Erwachte in Digha Nikaya 22, sie sei von dreierlei Art:
Was ist rechte Absicht? Die Absicht loszulassen, die Absicht nicht böswillig zu sein, die Absicht nicht schaden zu wollen.
Es sind diese drei guten innerlichen Antriebe, die den nach außen sichtbaren tauglichen Handlungen des Achtfachen Pfades (Rechte Rede, Rechtes Handeln, Rechter Lebenserwerb) sowie der Meditation (Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit, Rechte Sammlung) als Motivation zugrunde liegen.

Sonntag, 27. Januar 2019

Rechte Ansicht

In der Lehrrede Digha Nikaya 22 gibt der Erwachte unter anderem auch Erklärungen zu den einzelnen Teilen des Achtfachen Weges. Die Erklärung zum Faktor Rechte Ansicht lautet:

"Was ist Rechte Ansicht? Leiden kennen, das Entstehen von Leiden kennen, die Beendigung von Leiden kennen, die Vorgehensweise, die zur Beendigung von Leiden führt, kennen. Das wird als Rechte Ansicht bezeichnet."

Das bedeutet also, die vier Edlen Wahrheiten zu kennen, ist Rechte Ansicht. Genau so wie der Achtfache Weg in Form der vierten Edlen Wahrheit Bestandteil der vier Edlen Wahrheiten ist, sind die vier Edlen Wahrheiten in Form der Rechten Ansicht Bestandteil des Achtfachen Weges. Somit sind beide Kernlehren des Erwachten eng und unlösbar miteinander verknüpft.

Der auf klare Logik pochende Mensch wird dies als eine Zirkeldefinition ansehen und deswegen ablehnen. Das hängt aber daran, dass er davon ausgeht, dass hinter den Begriffen 'die vier Edlen Wahrheiten' und 'der Achtfache Weg' immer ein und dieselbe unveränderliche Sache stehen müsse. Das ist aber in der Praxis, beim Beschreiten des Übungsweges nicht der Fall. Das Verständnis dessen, was 'die vier Edlen Wahrheiten' und 'der Achtfache Weg' bedeuten, wandelt und verfeinert sich für den Nachfolger der Lehre in dem Maße, in dem er voranschreitet, durch die Erlebnisse und Erfahrungen, die er dabei macht. Wie wir bei der summarischen Besprechung des Achtfachen Weges in Bezug auf die Weisheits-Gruppe bereits festgestellt haben, ist die Kenntnis des Neulings von den vier Edlen Wahrheiten noch unvollständig und eher theoretischer Natur. Erst durch die Praxis vertieft sich durch eigene Erfahrungen das Verständnis, und erst derjenige, der zum Ende des Weges gegangen ist, der die Befreiung vom Leiden erreicht hat, versteht die vier Edlen Wahrheiten vollständig.

Siehe auch:
Die vier Edlen Wahrheiten
Der Achtfache Weg
Die vierte Edle Wahrheit