Sonntag, 20. Januar 2019

Die Ursache von Leiden ist Verlangen

In dem folgenden Lehrredenausschnitt (Samyutta Nikaya 42,11) macht der Erwachte dem Ortsvorsteher Bhadragako anhand von dessen eigenen Erfahrungen klar, dass es nicht die äußeren Dinge als solche sind, die Leiden verursachen, sondern dass unser Verlangen gegenüber den Dingen der entscheidende Faktor ist. Dass es hier heißt "Verlangen (chando) ist die Ursache von Leiden", während es in der zweiten Edlen Wahrheit heißt "Der Durst (tanha) ist die Ursache von Leiden" ist kein Widerspruch, denn diese beiden Begriffe, Durst und Verlangen, sind als synonym anzusehen.

"Was meinst du, Vorsteher, gibt es in Uruvelakappa Menschen, deren Tod oder Gefangennahme, Schaden oder Schande dir Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung bereiten würde?"
"Es gibt, o Herr, in Uruvelakappa Menschen, deren Tod oder Gefangennahme, Schaden oder Schande mir Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung bereiten würde."
"Gibt es aber in Uruvelakappa auch Menschen, deren Tod oder Gefangennahme, Schaden oder Schande dir nicht Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung bereiten würde?"
"Es gibt in Uruvelakappa auch Menschen, deren Tod oder Gefangennahme, Schaden oder Schande mir nicht Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung bereiten würde."
"Was ist nun, Vorsteher, der Grund, daß Tod oder Gefangennahme, Schaden oder Schande einiger Menschen dir Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung bereiten würde, und daß Tod oder Gefangennahme, Schaden oder Schande anderer Menschen dir nicht Kummer, Jammer, Schmerz, Gram oder Verzweiflung bereiten würde?"
"Zu den Menschen,  deren Tod oder Gefangennahme, Schaden oder Schande mir Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung bereiten würde, habe ich leidenschaftliches Verlangen. Zu den Menschen, deren Tod oder Gefangennahme, Schaden oder Schande mir nicht Kummer, Jammer, Schmerz, Gram oder Verzweiflung bereiten würde, habe ich kein  leidenschaftliches Verlangen."
"Du sagst, 'Zu diesen habe ich kein leidenschaftliches Verlangen'. Dann ziehe von diesen gesehenen und gemerkten, zeitlos eingesehenen und erfaßten Dingen den Schluß auf Vergangenheit und Zukunft: Was auch in vergangenen Zeiten an Leiden sich entwickelt hat, alles das wurzelte im Verlangen, entstammte dem Verlangen. Und was auch in künftigen Zeiten an Leiden sich entwickeln wird, alles das wurzelt im Verlangen, entstammt dem Verlangen. Denn Verlangen ist die Wurzel des Leidens".
"Erstaunlich, außerordentlich, wie trefflich der Erhabene gesagt hat: 'Was auch an Leiden sich entwickelt, alles das wurzelt im Verlangen, entstammt aus dem Verlangen, denn Verlangen ist die Wurzel des Leidens'.

Siehe auch:
Die zweite Edle Wahrheit